Exbanker
Freitag, 27. Februar 2009
Bankers Diary #3: Wie berechnet man Synergien?
Freitag, 27. Februar 2009, 00:16
Dieser Beitrag ist eine Fortsetzung von: http://exbanker.blogger.de/stories/1345648/


Mittwoch, 22:00 Uhr.

Alex sitzt mit seinem Analysten-Kollegen Chris im Konferenzraum. Lieferpizza. Hoffentlich läßt Magnus uns heute ein bißchen früher gehen, stöhnt Alex. Diese All-Nighter machen mich immer wieder völlig fertig. Solange ich vor eins hier rauskomme, geht’s ja noch einigermaßen, aber dieses dauernde rumrödeln bis drei oder vier macht mich echt platt. Und diese eingestreuten All-Nighter helfen dabei wirklich nicht. Du bist ja schon ein Jahr länger dabei - gewöhnt man sich irgendwann daran? Vergiss es. Das ist einfach nicht gesund, was wir hier machen. Aber man lernt, den Müdigkeitsschmerz besser zu ignorieren.

Magnus platzt rein. Ach hier habt ihr euch versteckt. Könnt ihr nicht wie alle anderen auch zum Essen am Schreibtisch bleiben? Ich versuch seit dreißig Minuten, einen von Euch zu finden.

Das klingt ja mäßig vielversprechend. Was für eine Folter gibt’s denn heute für uns? Wir haben gerade überlegt, wie herrlich es wäre, zur Abwechslung mal zu einer menschlichen Uhrzeit ins Bett zu kommen. Das können wir uns, so wie du aussiehst, wohl abschminken.

Verzeiht Jungs. Ich weiß, diese Woche ist ganz schön hart. Ihr könnt’s ausknobeln. Einer von Euch beiden muß mir bis morgen früh für Projekt Prometheus eine Synergie-Analyse liefern. Ist mir egal, wer. Der andere kann nach Hause geben. Hab gerade mit Nick gesprochen. Ansonsten liegt heute abend nichts dringendes mehr an. Eßt auf. Einen von Euch beiden will ich in zehn an meinem Schreibtisch sehen.

Ah, du bist’s Chris. Und, habt ihr geknobelt?

Nein, ich hab Alex nach Hause geschickt. Der musste mal wieder seine Zähne putzen. Ich war ja heute morgen wenigstens zwischen 7 und 9 im Bett. Bin halt ein guter Kerl. Was kann ich für Dich tun, Magnus?

Wir hatten heute eine lange Telefonkonferenz mit den Prometheus Leuten und den McLloyd Beratern. (Kommentar vom Exbanker: Ich würde die Beratung hier in dieser rein fiktiven Geschichte ja gerne einfach McKinsey nennen, weil bei allen großen Projekten entweder McKinsey oder Boston Consultants eingesetzt werden. So wie als Wirtschaftsprüfer auch immer PWC oder EY oder die zwei anderen Großen genutzt werden. Aber vielleicht würden die dann ja sauer.) Die McLloyd Jungs haben eine ziemlich überzeugende Untersuchung gemacht, welche Fabriken an welchen Standorten fusionsbedingt stillgelegt werden könnten, wenn Prometheus fliegen sollte. Die Daten dazu hab ich dir alle gemailt. Wir haben auch schon ausgerechnet, welche synergetisch positiven Auswirkungen das auf den Cash-Flow hätte aufgrund der Kosteneinsparungen. Um jetzt aber ausrechnen zu können, wie hoch der Wert des Assets aufgrund dieser Fabrikschließungen wirklich steigt, und damit auch, wie hoch unser Kunde maximal mitbieten sollte, müssen wir natürlich auch die Kosten dieser Fabrikschließungen ermitteln und die von dem Synergievorteil wieder abziehen. Und das sollst du heute abend machen. Ich hab den Prometheus Jungs gesagt, daß wir ihnen morgen eine kurze, aber knackige Analyse zuschicken würden. Alles klar?

Äh, nein, nichts ist klar. Warum soll ein dummer kleiner dreiundzwanzigjähriger Analystenarsch wie ich denn bitte wissen, wie man die Kosten von irgendwelchen Werkschließungen berechnet, und zwar von Werken die ich noch nie gesehen habe, bzw. von Werken, in denen Technologien hergestellt werden, von denen ich keine Ahnung habe? Nichts ist klar, Mann!

Easy, easy, Alter. Ich erklär’s dir. Erstens geht es ja nicht darum, genau zu wissen, wie hoch die tatsächlichen Kosten für die Werksschließungen nachher tatsächlich sein werden. Es geht nur darum, daß wir dem Vorstand von unserem Kunden die von uns angenommenen Werkschließungskosten plausibel darstellen, damit die wiederum ihrem Aufsichtsrat gegenüber ihre Entscheidung rechtfertigen können, falls die Transaktion schiefläuft. Klar?

Zweitens ist es doch eigentlich ganz einfach. Kosten von Werkschließungen entstehen in erster Linie wegen der Kündigungsfristen, die eingehalten und den Abfindungen, die gezahlt werden müssen. In diesem Fall geht es um einen Standort in Frankreich und einen in Deutschland. An beiden sollen von drei Fertigungsstraßen jeweils eine dichtgemacht werden. Daraus ergibt sich, daß an jedem dieser Standorte von 4000 Leuten 1500 entlassen werden. Ich hab dir ein formloses Email von unserer Rechtsabteilung geschickt. Darin beschreiben sie, wie hoch die Abfindungen jeweils sind, abhängig von Familienstatus, Dienstalter, tatsächlichem Alter. Natürlich gibt’s da noch eine Reihe von weiteren Dingen, die berücksichtigt werden müssten, aber das ist für eine so summarische Betrachtung, wie wir sie vorhaben, zu kompliziert. Ich habe dir eine Liste weitergeleitet aus dem Datenraum, in der alle Arbeitsverträge der betroffenen beiden Werke aufgeführt sind. Die mußt du allerdings echt vertraulich behandeln, ich weiß nicht, ob wir die kopieren durften. Jetzt baust du einfach eine Formel, die aus den Informationen in diesen Listen die jeweilige Abfindung berechnet. Dann filterst du die 1500 Arbeitsverträge raus, deren Abfindung am niedrigsten ausfällt, bildest die Summe dieser Abfindungen, und schon hast du die Gesamtkosten der jeweiligen Werksschließung.

Also, alles nicht so dramatisch wie du vielleicht befürchtet hast. Rechne mir diese Kosten aus und bereite die Ergebnisse auf zwei sauberen Powerpoint Slides auf. Die Excelauswertungen selbst schiebst du in den Anhang. Mach mir ein paar bunte Pie-Charts, darauf stehen die Asiaten.

Und was machen die dann hinterher mit meiner Analyse, wenn Prometheus am Ende tatsächlich klappt? Und wenn sie dann tatsächlich die Fabriken stilllegen wollen. Wie entscheiden sie dann über die Entlassungen?

Das ist eine interessante Frage. Aber so wie ich die Asiaten einschätze, nehme ich an, daß sie tatsächlich nach einer erfolgreichen Transaktion die Kosten schnellstmöglich minimieren wollen. Vielleicht nutzen sie dann ja tatsächlich Deine Liste um zu entscheiden, wer jetzt alles gekündigt werden soll. Aber laß das mal nicht Deine Sorge sein. Damit hast du nichts zu tun. Also gib Gas. Schau daß du in vier Stunden damit durch bist, damit du einigermaßen Schlaf bekommst. Morgen mußt du fit sein. Kann gut sein, daß wir noch einen Prometheus ConfCall machen. In dem darfst du dann diese Synergiekosten erklären. Gute Nacht.


Mittwoch, 23:45 Uhr.

Chris geht ans Telefon. Aber Mami, warum schläfst du denn noch nicht? Nein, du mußt dir keine Sorgen machen um mich. Ja, die anderen arbeiten auch so spät und lange. Ja, völlig normal. Und ich verdien ja auch wirklich ziemlich gut für mein Alter. Ja Mami, völlig gesund. Nur ein bißchen müde. Und etwas Rückenschmerzen. Ich geh am Wochenende laufen. Was ich gerade mache? Das ist ziemlich scheußlich. Ich sitze gerade hier über einer Liste mit Arbeitnehmern von einer Firma, die ein Kunde von uns vielleicht kaufen will, und von denen in diesem Fall wahrscheinlich ziemlich viele entlassen würden. Ja Mami, das ist nun mal so. Aber dafür kann ich doch nichts. Laß mich doch mal ausreden. Ja, natürlich ist das nicht illegal. Ich würde dir wirklich gerne erklären, was ich hier genau mache. Das ist echt ganz schön scheußlich. Ich sitze hier über einer Liste und da stehen die ganzen Namen, und wie lange sie schon für die Firma arbeiten, und ihre Geburtstage, und ihre Bruttogehälter und Lohnsteuernnummern und das alles. Und die wollen von mir, daß ich ausrechne, welche sie feuern sollen, damit es am wenigsten teuer wird. Ja, ich sag doch, es ist schrecklich. Ich hab das nämlich geprüft und so wie’s aussieht sind das vom Alter her wahrscheinlich die ganzen jungen Familienväter, die gerade ihre Bausparverträge für ihr Eigenheim abgeschlossen haben, die den Hut nehmen müssten. Ja, ich hoffe wirklich, daß unser Kunde diese Firma nicht kauft. Ich habe solche Bauchschmerzen die ganze Zeit. Diese Standorte sind natürlich auch in voll ländlichen Regionen, in denen es wahrscheinlich überhaupt keine anderen Arbeitsplätze gibt, da ist diese Firma einfach mal der Hauptarbeitgeber. Und ich finde den Gedanken so schrecklich, daß ich sauviel Geld damit verdiene, Sachen zu machen, mit denen andere dann ihren Job und vielleicht ihre Existenz verlieren. Ja Mami, daß sag ich mir selber auch die ganze Zeit. Wenn ich’s nicht machen würde, dann halt ein anderer. Heute hätte ich fast mit einem Kollegen drum geknobelt. Nein Mami, natürlich kündige ich nicht wegen dieser Geschichte. Ich bin doch nicht doof.


Donnerstag früh 2:00 Uhr.

Chris macht sich auf den Weg nach Hause. Er hat die Synergiekostenanalyse fertig gemacht und David und Nick gemailt. Außerdem hat er sie noch in Farbe ausgedruckt und ihnen jeweils auf den Schreibtisch gelegt.

Auf dem Weg zum Ausgang kommt er am Kopierraum vorbei. Lorenzo haut krachend auf die Bindemaschine. Ich mach jetzt die Biege. Was liegt bei dir an?

Nick ist morgen auf einem Kongreß und seine verfickte Sekretärin hat vergessen, seine verfickte Präsentation in die verfickte Druckerei zu geben. Jetzt hat das Arsch mich vorhin angerufen, und mich gebeten sie 30 Mal auszudrucken und zu binden. 80 verfickte Seiten. Doppelseitig. Fuck. Sein Flieger nach London geht um 6:30. Ich soll ihm die Präsentationen mit dem Taxi zum Flughafen bringen. Fuck.

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Dienstag, 24. Februar 2009
Bankers Diary #2: Der Pitch
Dienstag, 24. Februar 2009, 11:33
Dieser Beitrag ist inhaltlich eine Fortsetzung von http://exbanker.blogger.de/stories/1345357/


Mittwoch, 9:55 Uhr.

Nick und David entsteigen dem Taxi. Die lässig abgewetzten Budapester glänzen wohlgeputzt, die untersten Knöpfe der maßgeschneiderten Anzugärmel sind geöffnet, Nicks blaue Mondsteinmanschettenknöpfe korrespondieren zu dem Einstecktuch. Die von David zeigen das Konterfeit von Michael Douglas im Wallstreetfilm auf Emaille.

Sie betreten das marmorne Foyer, tragen sich beim Portier in die Gästeliste ein, fahren mit dem Fahrstuhl in den Vierzigsten. Nick, die Hände frei, David, mit schwerer Aktentasche. Die schicke, jugendlich-fröhliche Empfangsdame kommt Ihnen entgegen. Blonder Pferdeschwanz, Jeans, Prada. Ich bringe Sie schon mal in den Konferenzraum. Phillip und Ernst kommen gleich. Kann ich Ihnen was anbieten, Saft, Cola, Wasser, Café? Wasser gerne. Für mich auch.

David, das läuft besser als ich mir erträumt hätte. Phillip ist der Partner, mit dem ich gestern Abend gesprochen habe. Ernst ist der Gründungspartner, ich hab nicht damit gerechnet, daß er dabei sein würde. Paß auf, daß wir nicht so servil-banker-mäßig rüberkommen. Das sind beides Segler, die wollen Tachilles reden, die interessieren sich nicht für Zinssätze. Die wollen von uns nur hören, warum wir ihre OLED-Firma besser verkaufen können als jede andere Bank.

Ist gebongt, Nick. Schau mal hier, die Tombstones, die haben diese Autobahnraststättenkette gekauft. Haben sie da nicht KKR ausgebotet?

Ja, das war ganz spannend, sie haben ihre Banken - leider waren unsere Jungs zu feige für den Deal - erfolgreich von den Infrastrukturcharakteristika dieses Assets überzeugt und Riesenfinanzierungskonditionen bekommen.

Guten morgen, Nick. Entschuldige die Verspätung, wir hingen noch in einer Telco fest.

Kein Problem. Guten morgen, Ernst. Schön, daß wir uns so spontan mit einander koordinieren konnten. Darf ich Euch meinen Kollegen David vorstellen? Er kennt sich mit dem Thema ziemlich gut aus, und konnte deswegen gestern noch ziemlich schnell ein paar Ideen zusammenstellen. Wollen wir die Präse kurz durchgehen? David führst Du uns durch?

Klar. Ich möchte vorausschicken, daß wir derzeit mit der Fusion von zwei großen Electronics Spielern befaßt sind. Das ist natürlich streng vertraulich. Ich erwähn das nur, weil wir deswegen natürlich Euern potentiellen Käufermarkt ganz gut einschätzen können. Nick wird Euch da unter vier Augen auch sicher das eine oder andere erzählen können.

In der Executive Summary haben wir kurz die aus unserer Sicht wichtigsten Punkte aufgeschrieben. Maximierung des Verkaufserlöses. Minimierung des Transaktionsrisikos durch optimale Prozeßkontrolle und damit verbundener Minimierung der Transaktionsdauer. Erreichen von beiden Zielen durch eine limitierte geschlossene Auktion mit drei bis vier Strategen und fünf bis sechs preistreibenden Finanzinvestoren.

Kommen wir zur Bewertung. Wir gehen davon aus, daß das Asset 180-220Mio wert ist. Angesichts des immensen Wachstumpotentials Ihres Assets sind die Umsatz- und Ertragsmultiplikatoren natürlich sehr hoch. Allerdings werden sie, wie Sie hier sehen können, durch andere vergleichbare Transaktionen in den letzten Jahren bestätigt. Wenn ein strategischer Investor diese Technologie aus strategischen Erwägungen kaufen muß, kann das den Preis noch zusätzlich treiben.

Wir schlagen folgenden Prozeß vor. Wir machen zunächst eine saubere Vendor Due Diligence. Dafür nehmen wir natürlich einen der großen Vier. Mit PWC haben wir gerade ziemlich erfolgreich zusammengearbeitet. Gleichzeitig bereiten wir einen einwandfreien Datenraum vor. Damit und mit der VDD können die Bieter präzisere Gebote abzugeben und sie haben ein level playing field. Wir sprechen in zwei Wochen die potentiellen Käufer an und laden sie ein, innerhalb von vier Wochen Ihr Interesse auszusprechen und ein unverbindliches Angebot abzugeben. Für die VDD brauchen wir sechs Wochen, so daß sie fertig ist, wenn wir die Indicative Offers bekommen. Dann geben wir den Käufern die Möglichkeit, vier Wochen Due Diligence zu machen, das Management zu interviewen und vielleicht auch die Jungs von PWC zur VDD zu befragen. Dann müssen die Käufer basierend auf den von uns bis dahin vorbereiteten Kaufverträge verbindliche Angebote abgeben. Die sollten wir dann mit unseren zwei oder drei präferierten Kandidaten ausverhandeln - wir sollten auf jeden Fall zwei im Boot behalten, um den Wettbewerbsdruck aufrechtzuerhalten - , so daß wir nach weiteren vier Wochen signen können. Damit hätten wir den Prozeß in dreieinhalb Monaten abgeschlossen.

David, kann ich kurz mit ein paar Fragen einhaken? - Aber gerne, Phillip - Warum sollen wir für die VDD bezahlen? Die kostet mindestens eine halbe Million, das würden sonst die Käufer machen.

Die preisen in ihr Endgebot die Transaktionskosten sowieso teilweise mit ein. Wenn wir die für sie reduzieren, bieten sie am Ende deswegen auch mehr. Viel wichtiger aber ist, daß wir die Kontrolle über den VDD Bericht haben, wenn wir ihn in Auftrag geben. PWC wird ihn natürlich nicht schönen, aber wir können bestimmen, auf welche Bereiche sie sich in welcher Reihenfolge konzentrieren. Dadurch können wir das Asset unserer Meinung nach deutlich besser vermarkten und erzielen einen Mehrpreis, der die VDD-Kosten um ein vielfaches übersteigen wird. Außerdem befinden sich die Bieter in einem härteren Wettkampf.

Ok, verstanden. Ich habe aber noch ein Problem mit der Technologie selbst. Wenn wir die in dem Due Diligence Prozeß genau beschreiben, brauchen die Käufer uns womöglich nicht mehr. Wie schützen wir da unser IP? - Darüber haben wir auch nachgedacht. Wie Sie auf dem nächsten Slide sehen, gehen wir davon aus, daß alle Details der OLED-Technologie dem Käufer erst nach Signing im Rahmen einer Pre-Closing Due Diligence zur Verfügung gestellt werden. Das heißt, der Käufer hat dann das Recht, von dem Vertrag zurückzutreten, wenn seine Analyse der Technologie ergibt, daß sie nicht hält, was wir versprochen haben. Damit sind wir auf der sicheren Seite, weil nur derjenige die Technologie zu sehen kriegt, der sie auch tatsächlich kauft.

Auf den nächsten Slides beschäftigen wir uns mit den Käufern, die aus unserer Sicht in Frage kommen. Hier möchte ich das Heft aber gerne Nick übergeben.

Phillip, wie ich Dir gestern abend schon angedeutet hatte, habe ich den starken Eindruck, daß diese drei Unternehmen, die wir hier oben aufgelistet haben, ganz stark Pressure bekommen, weil sie bei dieser Technologie ins Hintertreffen geraten sind. Insbesondere bei dem ersten weiß ich, daß ein Hedgefondsmanager, der sechs Prozent kontrolliert, gewaltigen Druck auf den Vorstand ausübt, in diesem Bereich zügig aufzuholen. Aus diesem Grund glaube ich, daß Euer Asset derzeit mit einem satten Premium vermarktet werden kann. Das wissen natürlich nicht nur wir, sondern auch die eine oder andere Heuschrecke. Die werden deswegen gewaltig mitbieten, um eventuell in einem secondary Deal einen Reibach zu machen. Deswegen schlagen wir ja auch vor, die Finanzinvestoren in der Bieterrunde mit einzubeziehen.

Gar nicht so dumm, Ernst, was meinst Du?

Ich kann mich nicht mehr konzentrieren, ich bin heute morgen erst aus Dubai gekommen und mein Biorhythmus zeigt auf Lunch. Wollen wir nicht beim Essen weitermachen?

In zwei Taxis zum Steakhaus. Dunkel. Getäfelt. Leise. Gestärktes Leinen. Extrem höfliches Personal. Ich hätte gerne das Rib-Eye. Für mich das Porterhouse. Wie hätten Sie's gerne geschnitten? Für mich das Surf'n Turf. Für mich das große Rump Steak. Wie soll's sein? Blutig. Medium-Rare. Für mich auch. Für mich auch blutig. Darf ich Ihnen Wasser bringen? Eine große Flasche bitte. Einen Wein? Nein. Beilagen? Für mich nicht. Für mich Spinat. Für mich auch. Für mich auch. Hier ein kleiner Gruß aus der Küche. Vielen Dank.

Ernst scannt mißtrauisch die in der Nähe sitzenden Gäste. Mit gesenkter Stimme: Also Ihr Approach gefällt mir. Wenn wir Sie mit dieser Transaktion mandatieren, wie sähe dann die Kompensation aus, Nick?

Standardmäßig bekommen wir 1.5% auf den Deal Value. In diesem Fall sollte das auch in Ihrem Interesse sein, weil Sie uns ja motivieren wollen, einen möglichst hohen Verkaufspreis zu erzielen.

Sie wissen genau, daß andere Banken den Job auch für weniger machen würden. So eine Sell-side ist so idiotensicher, da haben Sie ja gar kein Risiko. Also Sie werden sich mit 1.0% begnügen müssen.

Das wird schwierig. Wenn wir hier von einem Milliarden-Deal sprächen, dann wäre das was anderes, dann käme ich auch bei 1% auf 10Mio oder mehr. Aber hier gehen wir von 200Mio aus. Da bleiben bei 1% nur 2Mio für die Bank. Da werde ich das intern kaum durchsetzen können, für ein solches Projekt vier oder fünf Leute full time für drei Monate abzustellen. Also, Sie müssen uns da schon ein wenig entgegen kommen.

Aber Sie wissen doch genau, daß wir da noch ein paar richtig große Projekte in der Pipeline haben. Wenn Sie diesen Job gut machen, würden wir es auch bei den anderen in Erwägung ziehen, Sie zu mandatieren. Außerdem haben Sie doch selbst gesagt, daß der Preis auch deutlich höher ausfallen kann. Wenn Sie das Asset für 300Mio verkaufen, kommen Sie schon auf eine Fee von 3Mio. How's that?

Also, Sie müssen mir wenigstens ein klein wenig entgegen kommen.

Ok, Nick. 1.1%.

Done.

Prost. Jetzt können wir aber schon noch einen Wein bestellen. Das Fleisch ist köstlich. Ja, wir gehen immer hierhin.



Fortsetzung folgt: http://exbanker.blogger.de/stories/1348142/

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Montag, 23. Februar 2009
Bankers Diary #1: Das Pitchbook
Montag, 23. Februar 2009, 22:55
Dienstag abend, 22 Uhr.

Vice President David kommt rein, setzt sich auf den Tisch von Associate Magnus (für Hierarchiestufen im Investmentbanking, siehe auch http://exbanker.blogger.de/stories/1344973/) und fragt, was Magnus heute vorhat. Wollte heute früher Schluß machen und mit einer Freundin in die 23Uhr Vorstellung ins Kino, kommt die Antwort. Tut mir leid, aber das wird wohl nichts, kommt die Enttäuschung. Magnus schickt der Freundin eine lakonische Absage-SMS und fragt David, was denn anliegt. David hat gerade einen Anruf vom Managing Director Nick bekommen. Nick ist in der Bank zuständig für den Bereich Electronics und Consumer Goods und hat gerade den Chef von einer Private Equity Bude beim Abendessen getroffen. Der erzählte ihm, daß sie für eine vor drei Jahren gekaufte und erfolgreich umstrukturierte Firma, die licht-emittierende organische Halbleiter entwickelt und herstellt, einen Käufer suchen. Nick weiß von einigen Electronics Konzernen, deren Entwicklungsabteilungen in diesem Bereich ins Hintertreffen geraten sind und die diese Technologie gerne kaufen würden. Er hat sich mit dem Typen von der Private Equity Bude für den nächsten Tag um 10 verabredet, um verschiedene Verkaufsstrategien durchzuspielen. Dafür sollen David und Magnus eine vernünftige Präsentation bauen.

Magnus liest die nicht überraschte Bestätigung seiner Absage SMS, während David ihm einen Stapel handbeschrifteter A4 Zettel auf den Schreibtisch wirft. Ich hab dir die Präsentation kurz durchgegliedert, aber du kennst das Spiel ja auch selbst, nichts Bahnbrechendes. David wendet sich zum Gehen. Sag mal, meinst du nicht, es wär besser du bleibst? Ich hab keine Ahnung von diesen Lichthalbleiterdingstieren. Ohne deine Erfahrung bauen wir hier nur Scheiß zusammen. David: Ich muß, Lisa läßt sich scheiden, wenn ich heute schon wieder erst nach Mitternacht nach Hause komm. Aber du kannst mich auf jeden Fall bis 1 oder 2 anrufen, wenn du Fragen hast. Diese Licht emittierenden organischen Halbleiter sind deswegen so geil, weil du damit Displays für Handies und so bauen kannst, die kaum Strom verbrauchen. Mehr weiß ich aber auch nicht. Schau mal bei Wikipedia rein, vielleicht findest du sie auch unter OLEDs, organische lichtemittierende Dioden, sind aber das gleiche. Ziemlich straight forward. Und jeder Hersteller von solchen Elektronikgeräten wird sich in zwei Jahren in den Arsch beißen, wenn er die Technologie nicht einsetzen kann.

Und was ist mit Support, fragt Magnus jetzt doch mit einem Anflug von Panik in der Stimme, während er Davids Gliederung durchblättert. Dafür brauche ich mindestens 3 Analysten. Kriegst du. Ich hab mit dem Staffer gesprochen. Alex und Christian sind ab sofort für dich da. Lorenzo muß für Projekt Turmschwalbe noch einen Gant-Chart updaten, aber ist damit sicher bis 12 fertig. Ich hab allen dreien gesagt, daß sie sich auf eine Nachtschicht einstellen können. Sie sind richtig begeistert, vielleicht geben wir den Jungs Ende der Woche mal einen aus. Und noch was, wenn wir dieses Verkaufsmandat bekommen, kann ich mir gut vorstellen, daß du aufs Projekt-Team kommst. Also hau rein, ich will morgen glänzen. Ich ruf dich nachher noch mal an.

Magnus ruft Alex und Christian. Alex, hier ist Davids Gliederung, setz schon mal die Präse auf. Besorg dir die richtigen Logos und hau die ganzen boiler plate Seiten zusammen. Nimm die Slides mit der Vorstellung des Projektteams aus der Prometheus Pitch Präsentation. Und trag Nick, David und mich und irgendeinen Director aus dem Tech-Bereich in den Execution Team Slide ein. Meine Transaktionserfahrung mußt du etwas pimpen, das sieht sonst zu mager aus. Nimm auch noch den Technologie Research Analyst aus London, wie heißt er noch gleich, mit auf die Seite. Du findest ihn im Who-is-Who im Intranet. Damit können wir morgen so richtig mit Expertenwissen trumpfen. Nimm auch noch einen der Structured Finance MD's (Welche Bereiche gibt es im Investmentbanking?, siehe auch: http://exbanker.blogger.de/stories/1344829/) mit Transaktionserfahrung im Electronics Sektor mit rein. Dann kann Nick argumentieren, daß wir die Finanzierungsmöglichkeiten in diesem Sektor so gut verstehen, daß wir in der Lage sein werden, den Handlungsspielraum von etwaigen Käufern ziemlich genau abschätzen zu können. Am Ende nimmst du ebenfalls aus der Prometheus Präse unseren ganzen Track Record, also alle Transaktionen, die wir in diesem Bereich in den letzten drei Jahren gemacht haben. Nimm aber die Transaktionen unter 50Mio Dealvalue raus, die sind hier nicht relevant. Wenn Nick dann am Ende der Präse noch Zeit hat, kann er über vergangene Transaktionen labern und ganz subtil angeben, wie toll und großartig wir die jeweils gemanagt haben. Wie lange brauchst du dafür? So'n Quatsch, ich geb Dir 90Min, dann will ich einen Draft sehen. Und cc ihn sofort auch an David.

Chris, von dir will ich eine saubere Multiples-Analysis. Geh auf Mergermarket (von Bankern genutzte Datenbank) und zieh Dir alle Transaktionen, die im Bereich Technology in den letzten 3 Jahren geclosed haben. Ich will wissen, wie die Kaufpreis-Multiples aussahen im Verhältnis zum Umsatz und zum Ertrag, jeweils vor und nach Abschreibungen. Und das sowohl für die Zahlen des letzten Geschäftsjahrs, als auch für die prognostizierten Zahlen für die nächsten zwei Jahre (Bei einer Multiplikator Analyse werden die gezahlten Kaufpreise bei vergleichbaren Transaktionen ins Verhältnis gesetzt zu wesentlichen Firmendaten wie Umsatz oder Ertrag. Aus diesem Faktor, dem Multiplikator, wird dann versucht, einen potentiellen Verkaufserlös zu prognostizieren.) Gruppier sie in Börsen gelistete, nicht Börsen gelistete und inhaltlich in Life Science lastige und andere. Wenn du fertig bist, machst du ein sauberes Update der Comps Analyse, die wir für Project Prometheus gemacht haben. (Bei einer Comparable Companies Analyse werden börsengelistete Unternehmen derselben Branche untersucht. Auch hier werden die Multiplikatoren als Faktoren zwischen dem jeweiligen Unternehmenswert und bestimmten Ertragskennzahlen ermittelt. Diese Multiplikatoren werden ebenfalls als Referenz für die Ermittlung des Firmenwertes und damit eines potentiellen Verkaufspreises herangezogen). Sobald Lorenzo mit seinem Turmschwalbenzeugs fertig ist, soll er dir helfen.

Jungs, gebt Gas, laß uns versuchen, bis fünf fertig zu werden, damit wir wenigstens noch ein paar Stunden schlafen können. Ich les mich jetzt in das Thema rein und versuch mir über ein paar Käuferkandidaten Gedanken zu machen.

Magnus holt sich mit angeekeltem Gesicht einen automatischen Milchkaffee und googled im Netz "Licht emittierende organische Halbleiter". Er lernt, daß die Technologie den Effekt nutzt, daß bestimmte Halbleitermaterialien Licht emittieren, ohne daß echter Strom fließt, das heißt, es reicht, diese Materialien unter Spannung zu setzen. Daß diese Materialien sich so fein in Gitternetzen anordnen lassen, daß man damit hochauflösende Displays herstellen kann. Daß für große Displays diese Materialien noch in Sachen Stabilität verbessert werden müssen. Daß man mit diesen Materialien aber bald Bildschirme herstellen kann, die so flach sein werden, daß man sie aufrollen kann. Und daß der Energiebedarf so gering ist, daß die batteriesensitive Notebookindustrie einen Riesenappetit auf diese Technologie hat. Er recherchiert die Unternehmen, die sich weltweit mit diesem Thema beschäftigen. Das Telefon klingelt. Ja, schade daß es heute wieder nicht geklappt hat. Hoffentlich nächste Woche. Ja, ich würde dich auch gerne mal wiedersehen. Am Wochenende bin ich schon verplant, Freunde besuchen, wahrscheinlich muß ich aber absagen und im Büro bleiben. Was, du gehst schon schlafen? Krass, ist ja schon 23:30. Na denn, gute Nacht, bis bald.

Hi David, ich bins. Ich wollte dich nach den potential buyers fragen. Hat Nick irgendwas gesagt, ob er irgend jemand bestimmtes im Auge hat? Hast du schon in den Draft reingeschrieben? OK, schaue ich mir an. Ich wollte nämlich alle großen Electronics Player auflisten, aber dann kann ich diese drei ja highlighten. Ok, mach ich. Wie wir den Verkaufsprozeß gestalten wollen, hast du aber in dem Draft offengelassen, was soll ich a schreiben? Einen Börsengang als Alternative laß ich raus, dafür ist dieses Ding nicht groß genug, oder? Ok, also wir schlagen eine limitierte, preismaximierende Auktion vor, und laden drei bis vier strategische Konzerne aus der Branche und fünf bis sechs Finanzinvestoren ein mitzubieten. Ja, ich weiß daß die Jungs lieber einen strategischen Investor sehen würden, aber sollen wir nicht auch ein paar Heuschrecken einladen, um den Preis zu treiben? Fine, wird gemacht. Sollen wir eigentlich noch ein paar Stromfutzis dazunehmen? Ich hab gelesen, daß die Technologie sich auch wahnsinnig gut im Beleuchtungsbereich einsetzen läßt. Hättst du mir ja gleich sagen können, daß unser Asset auf die Displays beschränkt ist. Ok, dann streich ich die Idee. Schreibst du mir eigentlich noch eine Executive Summary? Alex hat dir gerade ein Email mit dem Draft geschossen oder wird das in den nächsten 5 Minuten tun. Ok ruf mich an, wenn du die Executive Summary fertig hast.

Alex, hast du David schon die Präse geschickt? Ok, aber schnell, und komm dann mal her, damit ich dir die potential buyers list geben kann.

Ok, Alex, schau hier ist die Liste von Unternehmen, die wir morgen mit dem Kunden diskutieren wollen, ob sie als potentielle Käufer in Frage kommen. Mach da eine saubere Liste raus und stell diese drei nach oben und mach sie irgendwie fett oder so. Für jedes Unternehmen recherchier bitte kurz ein paar Finanzkennzahlen, wie hoch war der Umsatz letztes Jahr, wie steht's mit ihrer Liquidität, und schau, ob du dir jeweils einen oder zwei Sätze über ihre jeweilige Transaktionshistorie aus den Fingern oder Mergermarket saugen kannst. Dieser Slide muß wirklich sauber werden, damit werden Nick und sein Kunde sich morgen bestimmt ne halbe Stunde beschäftigen. Ich geb dir bis drei.


Mittwoch früh, 0:30 Uhr.

Lorenzo, endlich fertig mit Deinem Turmschwalbenquatsch? Bevor du Chris hilfst, schnapp dir ein Taxi, fahr zur Tanke und besorg uns 10 Redbull, paar Cola, Rittersport und für mich ein paar Bifi Rolls. Und bring Alex ne Milchschnitte mit, der steht da total drauf. Klar zahlt das die Bank, du greenhorn. Du schreibst auf die Belege einfach "Night Work" drauf und gibst sie morgen der Sekretärin.

David, hab deine Executive Summary grad bekommen. Sollen wir da nicht noch reinschreiben, daß diese Leute auch deswegen bei uns besonders gut aufgehoben sind, weil Nick so ein guten Draht zu den potentiellen Käufern hat, ich meine, das ist doch der eigentliche Grund für das Meeting morgen, oder? Ok, du meinst, der will das eher auf der voice line kommunizieren? Klar, verstanden, das wär natürlich dumm. Stand nur kurz auf dem Schlauch. Ok, ich bau es ein. Ja, wir sitzen hier schon noch ein paar Stunden. Ich hab den Jungs gesagt, bis 5 sind wir fertig, aber ich glaub nicht dran. Chris und Lorenzo brauchen noch mindestens vier Stunden für die Comps, du weißt, das ist eine sackmühsame Puzzlearbeit, ich brauch dann 30Min um die zu checken, und dann brauchen die nochmal 60Min um meine Kommentare abzuarbeiten und die Comps vernünftig in die Präsentation einzubauen. Das heißt, es wird an dem Ende bis mindestens sechs dauern. Ich sitze mit Alex an den Slides mit den potential buyers und mit dem Verkaufsprozeß, dafür brauchen wir mindestens bis drei, dann setzt Alex sich daran, die Bewertungsslides zu bauen, da habe ich ein paar schöne Balkendiagramme gebastelt, aber die müssen ja am Ende auch mit den Comps gefüttert werden, also auch das können wir erst um sechs finalisieren. Also, das wird noch ein Spaß. Ich geh davon aus, daß ich noch da bin, wenn du um sieben reinkommst. Das ist vielleicht gar nicht so schlecht, dann kannst du noch einmal Korrektur lesen bevor wir das Teil drucken und binden.


Mittwoch früh, 3:00 Uhr.

Chris, Lorenzo, wie läufts mit den Comps? Zeigt mal her. Nee, diese Firma könnt ihr rausnehmen, da gibts am Markt so krasse Gerüchte über Umweltsünden und Altlasten, für die sie noch keine Rückstellungen haben, daß die Bewertung völlig verzerrt ist. Wißt Ihr wie scheißegal mir das ist, daß ihr da gerade eine Stunde dran gearbeitet habt, hättet mich halt früher fragen können. Sonst sieht das ja ganz gut aus. Und was ist das hier? Sagt mal, habt Ihr den Arsch offen, hier habt ihr Umsätze in die Ertragszeile eingetragen, mannomann, konzentriert euch mal bitte. Wieviele Firmen fehlen Euch noch? Drei? Ok, ich möchte Euch spätestens um fünf mit den fertigen Comps an meinem Schreibtisch sehen, dann gehen wir die zusammen durch.

Alex, ich hab meine Bewertungsgraphen soweit fertig, ich schieß Dir kurz ein mail mit der Excel-Datei. Bereite dann schon mal die Slides so vor, daß wir die Diagramme nachher schnell einfügen können, sobald die Jungs ihre Comps fertig haben. Wie weit bist Du mit den Verkaufsprozessslides? Egal, gib mir was Du hast, ich mach das schnell fertig.

Alex!!! Sag mal bist Du sicher, ob Du hier richtig bist ?!? Hättest Du nicht doch zu ner Beratung gehen sollen? Da hättest Du so richtig ablabern können. Wir sind hier eine Bank, Mann. Ich will Bullets sehen und nicht diese Laberbleiwüsten. Ganz kurz und knapp und to the point. Was wird von wem gemacht und wann. Du denkst wohl unsere Kunden seien Tölpel, denen wir erklären müssen, was eine Vendor Due Diligence und ein Datenraum sind. Falsch gedacht, das sind Profis, die haben deutlich mehr Transaktionen gesehen als Du kleines Analystenwürstchen. Nein, Du verbesserst das jetzt nicht, ich mach das jetzt selber fertig. Aber nachher nimmst Du die von mir geschriebene Process Overview und lernst sie auswendig. Mann, und sprich mich jetzt mal für ne Weile nicht an.


Mittwoch früh, 5:00 Uhr.

- Chris, Lorenzo, wo seid ihr?
- Wir brauchen noch eine halbe Stunde. Der eine Comp hat lange gedauert, weil die nach US-GAAP und nicht nach IAS ihre Zahlen veröffentlicht haben. Das waren ganz schön miese Adjustments, die wir da machen mußten. Außerdem sind wir sackmüde.
- Ok, aber wirklich nicht länger.
- Wir spielen kurz noch eine Partie Kicker im Kopierraum, unsere Köpfe rauchen.
- Ok, aber nur eine.

Alex, so du kannst mich wieder ansprechen. Hier ist der Process Overview Slide. Nimm doch noch den Gant-Chart aus den Process Slides vom Prometheus-Pitch dazu. Der verdeutlicht das ganze noch mal schön grafisch. Paß aber auf, daß du die Details an meine Process Items anpasst. Die Valuation Slides sehn ja ganz schön aus, die können so bleiben.

- Magnus, wir haben die Comps fertig.
- Laßt mal sehen.

Magnus geht die Excel-Liste sorgfältig Zeile für Zeile durch, überprüft Formeln und Ergebnisse stichprobenartig mit dem Taschenrechner, und markiert ein, zwei, drei, vier Zeilen in der Excel-Liste gelb und tippt Kommentare in die Zellen. Chris und Lorenzo stehen still hinter seinem Stuhl und schauen zu. fünfunddreißig Minuten.

- Ist ziemlich ok so. Die gelb markierten Zellen müßt ihr noch korrigieren, habt meine Kommentare ja gesehen. Hauptsächlich sprachliche und Formatierungssachen. Nur diese eine Zahl scheint mir merkwürdig, checkt die nochmal nach, dann ist das ok. Wie lange?
- 20 Minuten max.

Alex, die Jungs brauchen noch 20Minuten, bist Du mit den Process Slides fertig? Cool, dann können wir ja kickern.


Mittwoch früh, 7:30 Uhr.

Die Präsentation steht. David ist um sieben reingekommen und hat ein letztes Mal Korrektur gelesen. Magnus hat Lorenzo und Chris nach Hause geschickt. Er steht mit Alex im Druckerraum, fischt die Exemplare aus dem Colorlaserjet, checkt jede Kopie auf Druckfehler und darauf, daß die Seiten vollständig sind. Dann geht er ein zweites Mal durch das erste Exemplar und überprüft, ob die Kopf- und Seitenzahlen alle in richtigem Format sind. Anschließend gibt er Alex die Präsentationen zum binden. 8 Exemplare, drei für den Kunden, drei für Nick und David, eine fürs Archiv, und eine für sich selbst. Um 8:30 wird er sie David übergeben. David wird sie mit Nick vor dem Meeting noch einmal durchgehen und ein großes Lob für die saubere Arbeit einheimsen. "Gar nicht schlecht dafür, daß ich Euch erst gestern um 10 Bescheid gegeben hab . . .". Magnus wird versuchen, bis 11 in seinem Stuhl zu schlafen. Ab dann wird er den ganzen Tag in Telefonkonferenzen sitzen. Vertragsverhandlungen. Projekt Prometheus.



Fortsetzung folgt: http://exbanker.blogger.de/stories/1345648/

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